Kluge und zielführende internationale Zusammenarbeit trotz Budgetkürzungen
Die Wintersession 2024 brachte bedeutende Änderungen für die internationale Zusammenarbeit (IZA) der Schweiz. Im Dezember hat das Parlament die IZA-Strategie 2025–2028 mit einigen Anpassungen verabschiedet und gleichzeitig eine Kürzung des Budgets beschlossen.
Das Parlament hat Ende Dezember Kürzungen im Finanzplan der IZA-Strategie 2026–2028 von 321 Millionen Franken beschlossen. Bereits im Jahr 2025 sollen 110 Millionen Franken eingespart werden.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) informierten in der vergangenen Woche darüber, wie die vom Parlament beschlossenen Kürzungen umgesetzt werden sollen. Besonders betroffen sind die SolidarMed-Projekte in Sambia, da sich die DEZA auf Ende 2028 aus dem Land zurückziehen will.
SolidarMed Geschäftsleiterin, Eliane Kiener, ordnet ein:
Was bedeuten die Kürzungen für die internationale Zusammenarbeit?
Auch wenn die investierte Geldmenge alleine nicht ausschlaggebend ist, um wirkungsvolle Programme umzusetzen, sind die Kürzungen aus verschiedenen Gründen sehr problematisch.
Inwiefern sie sich auf die Wirksamkeit – und damit auf die Anzahl der erreichten Menschen – und die Effektivität auswirken, werden wir erst in ein paar Jahren sehen. Ich befürchte jedoch, dass mit weniger Ressourcen, weniger Handlungsspielraum für innovative Ansätze und für die Skalierung von gut funktionierenden und evidenzbasierten Programmen bleibt. Damit gefährden wir die Reichweite und Nachhaltigkeit von zahlreichen wirkungsvollen Initiativen.
Gewisse innovative Initiativen mit Pilotcharakter mussten von SolidarMed vorerst zurückgestellt werden.

SolidarMed wird sich weiterhin auf die Verbesserung der Gesundheitsversorgung konzentrieren, wo sie mit ihrer Fachkompetenz einen echten Unterschied im Leben vieler Menschen machen kann.
Eliane Kiener, Geschäftsleiterin SolidarMed
Welche zusätzlichen Schwierigkeiten sehen Sie?
Eine grosse Herausforderung wird auch sein, mit weniger Ressourcen – und hier spreche ich auch von qualifiziertem Personal – konstant eine hohe Qualität in der Programmentwicklung und -umsetzung sicherzustellen. Denn die Anforderungen an die Rechenschaftspflicht und das Reportingwesen sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Der hohe administrative Aufwand bringt viele Organisationen an ihre Kapazitätsgrenzen.
Weiter bin ich davon überzeugt, dass die Kürzungen dem Ansehen der Schweiz als verlässliche Partnerin sowohl in den Einsatzländern als auch auf globaler Ebene schaden werden. Die Kürzungen können dazu führen, dass die Schweiz in wichtigen Fragen am Verhandlungstisch keinen Platz mehr haben und damit auch unser Einfluss und die Gestaltungsmöglichkeiten abnehmen werden.
Welche langfristigen Auswirkungen könnten die Kürzungen auf die gemeinnützigen Organisationen haben?
Diese Kürzungen könnten dazu führen, dass die Landschaft der Nord-NGOs in zehn Jahren nicht mehr dieselbe sein wird wie heute. Überleben werden die fokussierten, agilen und innovativen Organisationen, die mit dem Wandel der Zeit gehen.
Wie stark ist SolidarMed betroffen?
SolidarMed hat im Rahmen des Budgetprozesses 2025 verschiedene Szenarien antizipiert und einkalkuliert. Im Moment sind wir in der guten Situation, dass wir unsere Programme auch im Falle des Worst-Case Szenarios dieses und nächstes Jahr wie geplant umsetzen. Konkret betroffen wird SolidarMed aufgrund des wenig nachvollziehbaren Rückzugs der Schweiz aus Sambia per Ende 2028 sein.
Was tut SolidarMed in Sambia?
Sambia gehört zu den prioritären Einsatzländern von SolidarMed, wo wir mit langjähriger Unterstützung der Hilti Foundation, dem Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) und auch der DEZA attraktiven Wohnraum für Spitalpersonal und Auszubildende im ländlichen Raum von Sambia schaffen. Damit leistet SolidarMed einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Behandlungsqualität für Patient:innen und wirken dem akuten Fachkräftemangel entgegen. SolidarMed wird für die Nachfolgephase den Projektumfang möglicherweise anpassen müssen.

Wir müssen uns immer wieder die Fragen stellen: Tun wir die richtigen Dinge? Und tun wir die Dinge richtig?
Eliane Kiener, Geschäftsleiterin SolidarMed
Ist SolidarMed von weiteren Budgetkürzungen betroffen?
Der Entscheid der neuen US-Administration, die Mittel für die Auslandhilfe an USAID auszusetzen, kommt erschwerend dazu. Viele unserer Umsetzungspartner sind direkte Empfänger von USAID und damit direkt betroffen. Der Wegfall wird fatale Auswirkungen auf den Gesundheitssektor in unseren Programmländern haben.
Welche Chancen sieht SolidarMed in dieser schwierigen Situation?
Ein grosser Vorteil von SolidarMed liegt unter anderem darin, dass wir als Organisation einen sehr starken thematischen und geografischen Fokus haben und wir uns nicht in unzähligen Länderkontexten über verschiedene Kontinente hinweg engagieren. Trotzdem sind wir als Organisation verpflichtet, einen kritischen Blick nach innen zu werfen und uns immer wieder die Fragen stellen: Tun wir die richtigen Dinge? Und tun wir die Dinge richtig?
Was kann SolidarMed tun?
Für SolidarMed bietet die Situation die Chance, verstärkt in Partnerschaften mit anderen Organisationen und Konsortien zu arbeiten. Diese Partnerschaften ermöglichen es, Risiken zu teilen, Stärken zu bündeln und effizientere, mehrjährige Programme zu entwickeln. Zudem rücken auch die Bedeutung von Partnerschaften mit privaten und institutionellen Förderern sowie die Suche nach neuen Finanzierungsquellen sowie Finanzierungsinstrumente noch stärker ins Zentrum.
Beeinflussen die Kürzungen die langfristige Strategie von SolidarMed?
Wir werden als Organisation weiterhin gefordert sein, agil und innovativ zu bleiben, um uns an das sich stetig ändernde Umfeld anpassen zu können. SolidarMed wird sich weiterhin auf die Verbesserung der Gesundheitsversorgung konzentrieren, wo sie mit ihrer Fachkompetenz einen echten Unterschied im Leben vieler Menschen machen kann.

Was das Ende von USAID für HIV-Infizierte bedeuten würde
Die neue US-Regierung hat am Montagmorgen angekündigt, die amerikanische Entwicklungshilfe USAID zu demontieren. SolidarMed Präsident, Niklaus Labhardt sprach gestern Abend im SRF 10vor10 (5.2.2025) über über die weitreichenden Folgen dieses Entscheids.